Mental Load und der unsichtbare Stress

Akademiegespräch mit der Journalistin und Bloggerin Laura Fröhlich

Was gewinnt die Gesellschaft, wenn Care-Arbeit fair verteilt wird?

„Wir brauchen Frauen. Wenn Frauen so mental belastet sind, dass sie es nicht schaffen, sich in die Gesellschaft einzubringen beispielsweise in Politik oder Kultur, dann fehlt uns als Gesellschaft eine wichtige Perspektive“, so Laura Fröhlich im Akademiegespräch zu Mental Load und der unsichtbare Stress mit Studienleiterin Dr. Kathrin S. Kürzinger.

Frauen tragen oft die Hauptlast in der Care-Arbeit
Mental Load oder auch mentale Last meint die Belastung stets alle Familienangelegenheiten im Kopf zu haben. Das Problem dieses oft unsichtbaren Stress sind nicht die einzelnen To-Dos, sondern die Masse an Aufgaben und die Verantwortlichkeit bei einer Person allein.

Unser Gesellschafts- und Wirtschaftssystem muss Care-Arbeit als der Erwerbsarbeit gleichwertig anerkennen
Laura Fröhlich, die als Journalistin, Buchautorin und Bloggerin arbeitet und sich selbst als Mutter gegen Mental Load und für Feminismus bezeichnet, setzt sich dafür ein, dass Elternpaare die mentale Belastung fair untereinander aufteilen und erläutert, wie letztlich die ganze Familie davon profitiert. Wichtig ist ihr dabei zu betonen, dass es sich keinesfalls um ein individuelles Problem von einzelnen Frauen handelt, sondern dieses Thema die ganze Gesellschaft angeht: „Wie können wir als Gesellschaft so leben, dass uns das Kümmern einfach das wert ist, was es letztlich auch an Wert hat. Es ist nämlich gar nicht zu ermessen, welchen Wert Care-Arbeit hat“, bekräftigt Laura Fröhlich. So wird im Akademiegespräch ebenso deutlich, was Mental Load mit unserem Arbeits- und Wirtschaftssystem zu tun hat.

Atmende Lebensläufe: ein Konzept um Familie und Erwerbsbiographie besser zu vereinbaren
Als Beispiel, wie Care-Arbeit besser in eine Erwerbsbiographie integriert werden kann, erläutert Laura Fröhlich das Konzept der „atmenden Lebensläufe“ nach Karin Jurczyk: Jeder Mensch hat ein bestimmtes Zeitkonto, das jede*r selbst gewählt nutzen kann, um sich um Kinder oder Angehörige oder um sich selbst zu kümmern und z.B. ein Sabbatical zu machen. Das Konzept der atmenden Lebensläufe bedenkt einfach, dass wir Zeit brauchen für die Care-Arbeit, so Fröhlich.

Zur Person:
Laura Fröhlich ist Journalistin, Bloggerin, Buchautorin und Expertin für das Konzept Mental Load. 2014 gründete sie den erfolgreichen Blog „Heute ist Musik“, der sich mit feministischen Themen wie Mental Load und finanzieller Unabhängigkeit für Frauen beschäftigt. 2020 veröffentlichte sie zwei Ratgeber. Eine der beiden Ratgeber setzt sich mit der bisher noch oft ungleichen Verteilung von Familienarbeit auseinander: „Die Frau fürs Leben ist nicht das Mädchen für alles! Was Eltern gewinnen, wenn sie den Mental Load teilen.“ Hauptberuflich ist Laura Fröhlich im Bereich Online-Marketing für die Agentur Full Moon tätig.

Im privaten, politischen und unternehmerischen Bereich möchte sie auf die mentale Belastung aufmerksam machen, die viele Menschen und darunter vor allem Frauen in Familien-Verantwortung tragen, und damit ihren Teil zur Gleichstellung der Geschlechter beitragen.

Mehr Informationen zu Laura Fröhlich